Die gesetzlichen Vorgaben und Anforderungen an die Abfallentsorgung werden immer höher. Von der EU-Abfallrahmenrichtlinie über Kreislaufwirtschaftsgesetz, Wertstoffgesetz, Verpackungsverordnung, Abfallbeauftragtenverordnung usw. und die Abfallgesetze der Länder bis zu kommunalen Abfallgebührensatzungen bestehen eine Fülle von rechtlichen Vorgaben. Gleichzeitig wächst das Angebot an Entsorgungskonzepten, Logistiklösungen, Recyclingoptionen und Online-Portalen, die in diesem Umfeld ihre Dienstleistungen anbieten.
Für den einzelnen Betrieb sind die vielfältigen Angebote und Möglichkeiten kaum überschaubar. Oft laufen eingefahrene Stoffströme und Entsorgungswege über Jahre unverändert, obwohl sich der Stand der Technik längst weiterentwickelt hat. Es fehlt die Zeit, die Effizienz innerbetrieblicher Abläufe und Zuständigkeiten neutral und kritisch zu hinterfragen und sich umfassend über neue Entsorgungstechnologien zu informieren, um die eigenen Abfallprozesse strategisch zu optimieren.
Der externe Blick durch erfahrene Spezialisten beugt Betriebsblindheit vor und ermöglicht neue Sichtweisen auf bisher unerkannte Entsorgungslösungen. Dadurch werden Chancen zur Optimierung von Prozessen und Senkung der Entsorgungskosten sichtbar.
Der Optimierungsprozess in 3 Schritten
Entscheidend in einem solchen Optimierungsvorgang ist, dass die komplette Wertschöpfungskette im Abfallprozess erfasst wird. Damit gehören sämtliche Einzelprozesse auf den Prüfstand, von der Sammellogistik, über das Lagern, Sortieren und Recyceln von Wertstoffen bis hin zur Herstellung von Sekundärrohstoffen. Diese Wertschöpfungskette kann sehr komplex werden und umfasst je nach Unternehmen und Branche auch alle Rand- und Nebenaspekte wie etwa die Kosten für Genehmigungen.
Ziel ist, die sogenannten Total Costs of Waste (TCW) zu ermitteln und zu senken. Dazu bedarf es einer sorgfältigen Analyse aller Prozesse mit ihren jeweiligen Kennzahlen, Kommunikationswegen, Zuständigkeiten, Dokumenten usw. sowie den damit verbundenen Aufwänden und Kosten. Dieser Prozess erfolgt in drei Schritten:
Schritt 1: Daten erheben
Zunächst werden alle relevanten Abfall- und Prozessdaten wie Abfallfraktionen, Abfallmengen, AVV-Schlüssel, Sicherheitsdatenblätter, bereits vorhandene Abfallbilanzen etc. zusammengestellt. Durch eine Betriebsbegehung wird dann vor Ort die bestehende technisch-bauliche Situation ermittelt. Dabei werden z. B. die Behältersysteme, ihre Standplätze, Füllungszustände und Sortierqualitäten sowie die eingesetzten Transportmittel und Transportwege erfasst. Dadurch wird transparent, wo welche Abfälle zusammenlaufen und was die größten Störquellen sind: Sofern notwendig, können wichtige Abfall- und Prozessparameter wie Leerungshäufigkeiten und Behälterfüllgrade mithilfe von Scanner-Barcode-Systemen über einen Zeitraum von mehreren Monaten als Langzeitdaten erhoben werden.
Schritt 2: IST-Situation auswerten
Anhand eines zuvor festgelegten und standardisierten Kennzahlen-Katalogs wird im zweiten Schritt der IST-Zustand bewertet. Benchmarks ermöglichen dabei einen Vergleich zu den Wettbewerbern innerhalb der Branche wie auch branchenübergreifend. Bereits zu diesem Zeitpunkt werden Abfallprozesse transparenter. Dadurch deuten sich bisher versteckte Einsparpotenziale und Ansatzpunkte für dauerhafte Kostensenkungen an.
Schritt 3: Lösungskonzepte individuell optimieren
Der entscheidende dritte Schritt im Optimierungsprozess setzt alle ermittelten Einzeldaten, Kostenfaktoren und betriebsindividuellen Entsorgungsaspekte in Bezug zueinander. Das geht über die Entsorgung i. e. S. weit hinaus und umfasst auch Lagerhaltung, Beschaffung, Produktion, Fuhrpark usw. Somit werden auch Kostenpunkte einbezogen und hinterfragt, die oft wenig bedacht bzw. bisher als gegeben angenommen wurden:
- der Arbeitsaufwand für administrative und operative Tätigkeiten für die interne Abfallsammlung inkl. dem Informieren und Schulen der Mitarbeiter
- die betrieblichen Kosten für Abfallsammelplätze und -behandlungsanlagen inkl. Behältermieten
- Kosten und Aufwand für Abfalltransporte, den Einsatz von Flurförderzeugen usw.
- Kosten für Genehmigungen, Aufwand für die Dokumentation und Schriftverkehr mit den Behörden
Von Best-Practice-Lösungen profitieren
Nun können bestehende Best-Practice-Lösungen für den jeweiligen Bereich auf Umsetzbarkeit überprüft werden. Diese dienen als Basis für individuelle Lösungskonzepte. So kann ein Unternehmen von Benchmarks und Best-Practice-Lösungen der Branche profitieren.
Zu dieser Weiterentwicklung des betrieblichen Abfallmanagements gehören auch Aspekte der Arbeitsorganisation und Aufgabenverteilung. So können z. B. die abfallbezogenen Zuständigkeiten innerhalb des Hauses neu festgelegt und optimiert oder die Unterweisungen für Mitarbeiter effizienter organisiert werden.
Gut zu wissen! Gerade die internen Prozesse sind oft der Hebel für größere Kosteneinsparungen. Grob geschätzt kommen auf jedem Euro an externen Entsorgungskosten zwischen 0,5 und 2 Euro an internen Kosten. Je früher die Analyse einsteigt, desto höher ist das Kosteneinsparpotenzial (s. Abbildung 1). |
Abb. 1 (zum Vergrößern anklicken)
Fazit
Abfallmanagement ist weit mehr als nur ein Vergleich von Entsorgungsvarianten und Trennkonzepten. Erst durch das Betrachten der Gesamtkosten aller externen und internen Prozesse werden die Chancen für nachhaltige Kostensenkungen erkennbar.
Autor: Dr. Friedhelm Kring
Dieser Beitrag ist ein Service der SUEZ Deutschland GmbH. Wenn Sie Fragen rund um die Abfalllogistik und Abfallentsorgung haben – nehmen Sie Kontakt zu uns auf. Wir unterstützen Sie.