Aufgrund von Eigenschaften wie Nichtbrennbarkeit sowie einem sehr guten Flammschutz und hervorragender Haltbarkeit kamen Polychlorierte Biphenyle – besser bekannt unter dem Kürzel PCB – bis in die 1980er Jahre in vielen Gebäuden zum Einsatz. Vor allem in öffentlichen Gebäuden mit hohen Brandschutzanforderungen – zum Beispiel Schulen – wurde PCB unter anderem als Fugen- bzw. Abdichtungsmasse an Fenstern und Türen eingesetzt. Bei der Sanierung der seinerzeit errichteten Gebäude stellt sich für Bauherrn und Planer die Frage, ob PCB-haltige Materialien verbaut sind. Und wenn ja: Wie läuft eine fachgerechte Sanierung bzw. PCB-Entsorgung ab? Der Beitrag gibt einen Überblick zu PCB und zum Umgang mit der Chemikalie im Sanierungsfall.
Was bedeutet „PCB“ und welche Eigenschaften hat es?
Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind giftige organische Chlorverbindungen und zählen inzwischen zu den zwölf als „dreckiges Dutzend“ bekannten organischen Giftstoffen, welche durch die Stockholmer Konvention vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden. Als gelbliche Flüssigkeiten sind PCB in reiner Form fast geruchlos. Darüber hinaus sind sie stabil gegen Hitze und chemische Einwirkungen, schwer entflammbar, elektrisch nicht leitend und wasserabweisend. Gerade diese Eigenschaften prädestinierten PCB für viele Anwendungsbereiche – unter anderem in der Baubranche. Als Folge von Havarien und unsachgemäßem Abfallmanagement haben sich PCB in den letzten Jahrzehnten in der Umwelt verteilt, reichern sich am Ende der Nahrungskette an und können mittlerweile sogar in Fischen in der Antarktis, in Muttermilch und in menschlichem Fettgewebe nachgewiesen werden.
Warum ist PCB so gefährlich?
Die gesundheitliche Gefahr von PCB für den Menschen ist enorm. Insbesondere der langfristige und regelmäßige Kontakt („chronische Toxizität“) zum Beispiel über die Raumluft kann schon bei geringsten Mengen zu weitreichenden Schädigungen führen. Typische Auswirkungen sind zum Beispiel Chlorakne, Haarausfall, Leberschäden und Schädigungen des Immunsystems. PCB gelten als krebserregend und können die körperliche und geistige Entwicklung verzögern. Aufgrund ihrer Fettlöslichkeit werden PCB auch bei bloßem Hautkontakt vom Körper aufgenommen. In PCB-belasteten Gebäuden kann es zu einer erhöhten Innenraumbelastung mit PCB kommen. Bei Personen, die sich in diesen belasteten Räumen aufhalten, lassen sich teils erhöhte PCB-Werte im Blut feststellen. Nicht zuletzt besteht bei unkontrollierter Verbrennung zum Beispiel PCB-haltiger Baustoffe durch frei werdende Dioxine und Furane die Gefahr schwerwiegender Vergiftungen.
Wo ist PCB in Gebäuden zu finden?
In vielen Altbauten und vor allem in öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Verwaltungsgebäuden ist PCB in unterschiedlichster Form eingesetzt bzw. verbaut worden. Vielfach wurde PCB als Weichmacher in Lacken, Fugendichtungsmassen (z. B. Anschlussfugen, Bewegungsfugen), Isoliermitteln, Deckenplatten und auch Beschichtungen und Kabelummantelungen verwendet und ist so noch heute in vielen Innenräumen bzw. in der Raumluft zu finden. PCB-belastet sein können auch alte Transformatoren sowie elektrische Kondensatoren, wie sie in Leuchtstofflampen-Leuchten oder älteren Geräten mit Kondensatormotor zu finden sind. In diesen Kondensatoren finden sich PCB und PCB-haltige Isolieröle (Chlordiphenyl, Askarele), die bei mechanischer Zerstörung und in Folge von Zersetzungsprozessen in die Umgebung kontaminieren können.
Welche gesetzlichen Bestimmungen sind bei der Sanierung zu beachten?
Die Grundlage für Sanierungsmaßnahmen bildet die „Richtlinie für die Bewertung und Sanierung PCB-belasteter Baustoffe in Gebäuden“. Diese nennt hinsichtlich der Messung von PCB in der Raumluft zwei Grenzwerte: den Vorsorge- und Grenzwert (300 bzw. 3000 ng/m³ Raumluft). Räume mit über 3000 ng/m³ müssen sofort saniert werden. In Räumen mit über 300 ng/m³ ist nach Möglichkeit der Grund der Belastung zu beseitigen – dazu sollte der Raum möglichst gut gelüftet werden, um die Konzentration so gering wie möglich zu halten.
Darüber hinaus gelten weitere Gesetze und Richtlinien:
- PCB-/PCT-Abfallverordnung
- Gefahrgutverordnung ADR
- Nachweisverordnung für die Entsorgung von Abfällen
- Gefahrstoffverordnung
- TRGS 524 ‚Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in kontaminierten Bereichen‘
- Anforderungen der jeweiligen Abfallverwertungszentren (AVZ)
Wie läuft eine Sanierung PCB-belasteter Gebäude ab?
- Beauftragung eines Sachverständigen-Gutachtens zur Feststellung des PCB- Vorkommens. Liegt der gemessene PCB-Wert in der Raumluft über 3000 ng/m³ (siehe oben), muss saniert werden.
- Analyse des PCB-Gehalts in betreffenden Baustoffen: Hierbei erfolgt eine Probenahme nach LAGA PN98 durch speziell qualifiziertes Fachpersonal.
- Anmeldung der Sanierungsmaßnahme unter genauer Angabe der PCB-belasteten Baustoffe/Bereiche bei entsprechenden Behörden bzw. Berufsgenossenschaften (je nach Bundesland unterschiedlich).
- Ausbau durch zertifiziertes Spezialunternehmen: Um die Schadstoffkonzentration im Arbeitsbereich gering zu halten, sind umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen zu berücksichtigen.
- Entsorgung nach Gefahrgutverordnung über ein entsprechendes Fachunternehmen: Transport der PCB-haltigen Baustoffe in Bauschutt-Containern (lose Schüttung) bei PCB- Konzentrationen bis zu 1000 mg/kg. Bei höheren Konzentrationen Verpackung in speziellen luftdichten Gebinden.
- Verbrennung in einer Sonderabfallverbrennungsanlage, Ablagerung auf speziell dafür geeigneten oberirdischen Deponien oder Endlagerung in einer Untertagedeponie.
Fazit
Aufgrund der hohen Risiken für die Gesundheit ist die Sanierung PCB-belasteter Gebäude ausschließlich nach Genehmigung der zuständigen Behörden und nur durch zugelassene Spezialunternehmen durchzuführen. Nur so ist eine sichere und rechtkonforme Entsorgung und Lagerung der Abfälle möglich. Bauherren und Architekten müssen das Thema in Planung frühzeitig mit einbeziehen – ganz gleich, ob es sich um einen Komplettabriss des Gebäudes mit anschließendem Neubau oder um eine energetische Sanierung handelt.
Autoren: Dipl.-Ing. Peter Rübenach / Jens Meyerling
Dieser Beitrag ist ein Service der SUEZ Deutschland GmbH. Wenn Sie Fragen rund um die Abfallentsorgung bei Gebäudesanierungen haben – nehmen Sie Kontakt zu uns auf. Wir unterstützen Sie.